SIBA Soap-Exporte steigen weiter

Inmitten der zweiten Intifada gründet Ikhlas Sawalha die Seifenmanufaktur Palestinian House of Soap. Mittlerweile hat sie aus SIBA Soap ein weltweit gefragtes Label gemacht. Es ist an der Zeit, Unternehmerinnen wie Sawalha ernst zu nehmen.

In Yanoun, einem winzigen Bauerndorf 20 km südöstlich der Stadt Nablus, hat man das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Die Menschen sind arm und führen in ihren Betonhütten ein ausgesprochen einfaches Leben. Dennoch traf ich dort Menschen, die etwas Besonderes herstellen: Seife. Meist sind es Frauen, die diese palästinensische Tradition nutzen, um aus Olivenöl, Wasser und Soda Seife zu machen. Mit dieser Entdeckung im Gepäck reise ich weiter.

Steigende Exportzahlen

In Aseera Al-Shamalya, einem Dorf unweit von Nablus, lebt Ikhlas Sawalha. Auch sie produziert Seife. Die Geschäftsfrau hat gut lachen. Gerade ist sie mit ihrem Unternehmen SIBA Soap in ein brandneues Fabrikgebäude umgezogen. „Nun schaffe ich bis zu 100.000 Seifen im Monat, 40.000 mehr als zuvor“, sagt sie selbstbewusst.

Stolz darf Sawalha auch sein. Ihre Seifen exportiert sie bereits in die USA, nach Japan, Saudi Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Exportzahlen steigen und steigen. Nur der europäische Markt war ihr bisher verschlossen. „In Deutschland gibt es meine Heilseifen noch nicht“, erklärt mir Sawalha bedauernd. Aber das versuche sie zu ändern. „In den letzten Jahren habe ich viele Hebel in Bewegung gesetzt, um Beziehungen zu den EU-Märkten aufzubauen.“ Noch in diesem Sommer soll es ihre Seifen in EU-Ländern sowie im MENA-Raum geben. Auch in den USA will sie ihre Geschäftsaktivitäten stärker ausbauen.

Inmitten der zweiten Intifada entsteht SIBA Soap

 Sawalhas Erfolg war keineswegs vorprogrammiert. „2004 gründete ich meine Seifenmanufaktur Palestinian House of Soap“, sagt die Palästinenserin. Das war ein gewagtes Unternehmen, so inmitten der zweiten Intifada. „Mein Mann hatte gerade seine Arbeit verloren. Und mein Gehalt war so miserabel, dass wir davon nicht leben konnten. Außerdem wollte ich mich als Wissenschaftlerin nicht mehr mit irgendwelchen unterbezahlten Jobs zufrieden geben. Also musste sich etwas ändern.“

Irgendwann keimte der Gedanke in ihr auf, Seife zu machen und zu verkaufen. Wer wie sie in der Nablus-Region aufwuchs, weiß, wie man Seife herstellt. „Das Wissen um diese alte palästinensische Tradition musste ich also nur nutzen“, erzählt sie.

SIBA Soap wuchs in den Anfangsjahren erfolgreich im Verborgenen. Nach rund fünf Jahren hatte die damalige Kleinunternehmerin genug Kapital beisammen, um ihre Produktionsmengen zu erhöhen und neue Arbeiter einzustellen. Was ihr aber fehlte, waren eine ausgefeilte Marketingstrategie und Geschäftskontakte, vor allem ins Ausland.

Sawalha wandte sich an das Palestinian Trade Center PalTrade, eine private und gemeinnützige palästinensische Unternehmensinitiative. „Ich nahm an einem Weiterbildungsprogramm teil. Das half mir, meine Exportchancen besser einzuschätzen“, sagt sie. Weitere Unterstützung bekam sie vom Business Women Forum – Palestine in Ramallah. „Dort habe ich unter anderem gelernt, was Branding ist, und wie ich mich und SIBA Soap auf in- und ausländischen Messen präsentieren kann“, sagt die erfolgreiche Unternehmerin, die heute 27 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Davon sind 16 Frauen. „Für sie ist SIBA Soap ein enormer Gewinn“, erklärt sie mir. In ihrer Region leiden vor allem die Frauen unter der hohen Arbeitslosigkeit.

Natur und Ressourcen in Palästina

 Sawalha stellt derzeit elf hochwertige Heilseifen her. Neben reiner Olivenölseife fertigt sie auch Olivenölseifen, die angereichert werden mit Schlamm und Wasser aus dem Toten Meer, mit Kamelmilch, natürlichen Ölen oder auch mit Heilpflanzen. Olivenöl ist der wichtigste Rohstoff bei der Seifenproduktion. „Weil ich die Olivenbauern in meiner Gegend unterstützen will, kaufe ich die Oliven direkt bei ihnen“, sagt sie. „Weder die Natur noch die knappen Ressourcen Palästinas dürfen wir länger ausbeuten. Meine Seifen werden von Hand gemacht. Es sind natürliche und biologische Produkte.“

Ihre internationalen Kunden und Kundinnen beobachtet sie genau. Nehmen diese den weltweiten Trend zu Regionalität, Bio und fairem Handel auf? Auch wegen der Geschäftsentwicklung ihrer Kunden und Kundinnen sind Fair Trade und Bio für Sawalha selbstverständlich. Schließlich will sie die Märkte von morgen nicht verlieren.

Palästinensische Seifenindustrie

Aber nicht nur die Märkte im Ausland hat sie im Blick. Allein in Nablus existieren derzeit acht Seifenfabriken, darunter alteingesessene Betriebe mit prestigeträchtigen Namen. Die Seifenindustrie in Palästina erlebte immer wieder Höhen und Tiefen. Manche Fabriken wurden durch Kriege zerstört. Andere gingen pleite. Seifenprodukte wie Palmolive und Lux sind auch heute noch billiger zu haben. Bislang unternahm die palästinensische Regierung wenig, um die einheimischen Seifenfabriken gegen die Billigimporte zu schützen.

Palästinas Wirtschaft wächst, das Land steckt voller Ressourcen, natürlicher und menschlicher. Wäre es daher nicht an der Zeit, Unternehmerinnen wie Ikhlas Sawalha im Speziellen und den Privatsektor im Allgemeinen ernst zu nehmen?

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